02.09.12

 

Von Sallochy zum Bunkhouse in Inversnaid          3. Tag, 18 Km

 

Es regnete nicht am frühen Morgen, alles schlief noch, nur die Vögel und ich waren schon auf. Ich wusch mich am einzigen Wasserhahn und badete meine Füße im See. Es war ein schöner Morgen und ich genoss den Sonnenaufgang. Ich hängte meine klammen Sachen zum lüften und trocknen am Zaun auf. Am Strand zündete ich meinen Ofen an, um Kaffe zu kochen. In der Morgensonne frühstückte ich. Das war nun das Nachholen von gestern, Geburtstag feiern am Loch Lomond. Meine Gäste waren Enten und einige Buchfinken. Es war nicht einfach meine Gäste gleichmäßig mit Köstlichkeiten zu versorgen. Die Buchfinken waren Handzahm und die Enten aufdringlich. Die Sonne schien auf die Berge gegenüber und der Bewuchs war deutlich zu erkennen in verschiedenen Farben. Die Berge in Schottland sind nicht mehr bewaldet. Man sieht einzelne Wälder am Fuß von Bergen aber kaum große, zusammenhängenden Wald. Die nicht bewaldeten Highlands haben dadurch einen eigenen Reiz.

Ich wollte heute von hier zum Bunkhouse von Inversnaid gehen. Der WHW verläuft hier immer entlang des Loch Lomond. Midland Hikerin macht sich als erste auf den Weg, dann folgte Susanne. Sie wollten heute bis zur Beinglas Farm laufen. Das sind 28 km. Der Weg entlang des Loch Lomond ist so reizvoll, weshalb ich nicht verstehe warum man es sich antut, hier durchzuhetzen und das mit schwerem Rucksack. Ich bin trotzdem von den jungen Frauen beeindruckt wie sie das alles handhaben. Ich bin letztes Jahr mit meinen Kindern im Odenwald gewandert und wir waren aus Unachtsamkeit und viel Unterhaltung 32 Km gewandert ohne Gepäck, wir waren alle für 3 Tage gezeichnet. Und hier wandern die jungen Leute die gleiche Strecke mit schwerem Gepäck.

Ich musste noch an meinem Zelt eine gerissene Öse annähen. Bevor ich meinen Rucksack fertig gepackt hatte liefen noch die Kanadierinnen vorbei, sie hatten wohl woanders übernachtet, sie hatten kein Zelt dabei.

Ich verließ gegen 10:30 Uhr den schönen Platz und es ging gleich hinauf über einen steilen Hügel, der Wanderweg folgt hier nicht dem Ufer sondern kürzt den Weg ab über diesen Hügel. Auf der Höhe wurde der Weg morastig und breite Pfützen mussten irgendwie überwunden werden. Es ging bald wieder bergab hinunter zum Seeufer. Überall waren Ebereschen (Rowen Tree) mit sehr roten Früchten zu sehen, viele Birken und Kiefern wuchsen hier. Am Wegesrand wuchs blühende Erica. Bald tauchte das Hotel in Rowardennan auf. Ich bestellte mir Tee und 2 Thunfisch Sandwiches und setzte mich auf die Terrasse mit herrlichem Blick auf den See und die Berge. Nach einem Sandwich war ich satt und packte ihn ein für später. Der Gastraum war mit einem Kaminfeuer gewärmt und sehr gemütlich. Als ich wieder ging kamen die jungen Kanadierinnen, die ich überholt hatte, auch zum Einkehren an.

Es ging weiter vorbei an der Jugendherberge und dann folgte ein langer, nicht anstrengender, Aufstieg. Er wollte gar nicht enden. Irgendwann kam auch der Abzweig, der unten am Ufer entlang führt. Er war gesperrt wegen Windbruches. Trotzdem zelteten Leute unten am Ufer ich konnte ihr Lagerfeuer riechen. Ab hier war das Zelten wieder erlaubt am See. Laut Karte waren nur 50 Höhenmeter hier zu überwinden, mir kam es vor wie 200 m. Der Weg verläuft durch tiefen Wald und es folgten ein Wasserfall nach dem Anderen. Zum Teil sehr reizvoll. Es waren nur wenige Ausblicke auf den See hier möglich. Der Himmel zog sich zu und es tröpfelte ein bisschen, dann schien wieder die Sonne. Vor Inversnaid ging es wieder hinunter zum See. Ich machte eine Stunde Rast am sonnigen Ufer und hielt ein kurzes Nickerchen. So habe ich mir die Wanderung in Schottland vorgestellt.

Nach der Pause kam ich schwer wieder in Tritt, mir tat alles weh von der Schulter bis zu den Füßen. Der Pfad ist wirklich wild und romantisch. Vor Inversnaid verläuft der Weg durch einen alten Eichenwald, der das große Abholzen irgendwie überlebte.

Um über den Wasserfall von Inversnaid zu kommen geht es noch einmal steil nach oben. Unter der Brücke braust das Wasser in die Tiefe und in den Loch Lomond. Es sah so aus als wenn der Wasserfall viel Wasser führte. Auf der anderen Seite lief ich nun die Treppe hinunter zum Inversnaid Hotel. Es legte gerade eine Fähre an und die Fahrgäste schwärmten aus. An einer Bank machte ich eine Rast, schauen und etwas trinken. Am Wasserfall war ein Hinweisschild vom Bunkhouse. Ich musste die Straße hinauf gehen. Ein sportlicher Mann sprach mich in deutsch an und teilte mir mit, dass er im Bunkhouse Quartier mit seiner Frau genommen hatte. Die Beiden wanderten auch auf dem WHW. Ich freute mich auf eine schöne Dusche und machte mich auf den Weg hinauf zum Bunkhouse. Ich dachte noch es müsste doch eine Abkürzung am Wasserfall entlang geben nach oben. Ein älterer Mann stieg gerade die Treppen zum Wasserfall hinauf. Angeblich sollen es nur

800 m bis zum Bunkhouse sein, mir kam es viel weiter vor. Ich musste mich noch einmal ins Zeug legen. Nach einer scharfen Kurve kam ich an den Bach zum Wasserfall. Der Bach liegt nun tief unten in einer Schlucht. Und siehe da der ältere Mann kam am Rande der Schlucht aus dem Wald. Es gibt sie doch, die Abkürzung.

Nach einer morschen Brücke tauchte dann endlich das Bunkhouse auf. Es war früher eine Kirche, die nun umgebaut als Unterkunft diente. Im 1. Stock ist ein gemütliches Bistro untergebracht und im Erdgeschoss sind Schlaf- und Waschräume. Ich meldete mich an, wollte aber auf der Wiese im Zelt schlafen. Zum Abendessen bestellte ich mir Haggis und ebenso für den nächsten Morgen ein Frühstück. Während ich mein Zelt aufbaute, ärgerten mich zum ersten Mal die kleinen Mücken, man kann sich ihnen nicht entziehen und sie stechen einen gleich Scharenweise. Ich war schnell fertig mit dem Zelt aufstellen und flüchtete dann ins Haus unter die Dusche. Ich konnte hier meine Wäsche waschen lassen, sie wurde mir für den nächsten Morgen wieder versprochen. Im Bunkhouse war ein Trockenraum und so konnte ich meine Wanderschuhe zum Trocknen hineinstellen. Zum Abendessen waren Stephan und Petra aus Kiel (sportliche Mann) auch da und noch ein Paar, die auch zelteten. Das Bistro ist sehr gemütlich und es sind Instrumente vorhanden, der junge Mann, der uns bediente, kommt von einer der schottischen Inseln und spielt auch in einer Band. Wenn andere Musikanten da gewesen wären, könnte es mit Musik noch gemütlicher sein. Nur das Internet funktionierte nicht. Ich schrieb Postkarten und meine Aufzeichnungen. Die frische Luft den ganzen Tag macht müde und so ging ich früh schlafen.

Die Nacht war Sternenklar und ziemlich kalt.