13.09.12

 

Von Inversnaid zur Beinglass Farm    4. Tag, 11 Km

 

Bin früh aufgestanden, es war kalt. Frühstück sollte es erst ab 8 Uhr geben. Ich war froh, dass die Haustür offen war und ich stellte mich erst einmal in den Trockenraum. So ein Trockenraum ist eine tolle Sache. Er war so warm, dass ich es nicht lange aushielt. Ich baute mein Zelt ab und brachte alles in den Trockenraum, nun war kaum Platz für andere mehr da. Es war Regen angesagt für diesen Tag und draußen war es feucht und nebelig. Der Wetterbericht schien zu stimmen.

Zum Frühstück gab es Müsli, Cornflakes, Toast, Marmelade und Kaffee. Mit Stephan und Petra noch geklönt. Sie wollten noch einen Tag hier bleiben wegen des Regens. Nachdem alle meine Sachen trocken waren und ich es wieder verstaut hatte im Rucksack konnte es losgehen. Ich zog meine Regensachen an, denn es nieselte schon. Stephan half mir meinen Poncho über den Rucksack zu heben und eine neue Etappe konnte beginnen.

Unten am Seeufer machte ein Angler sein Boot startklar, der Regen wurde stärker.

Es folgte ein wilder Abschnitt, mit vielen Felsen, mal auf, mal ab. Viele der alten Eichen ragten in den See hinein. Viele kleine Bäche mussten überschritten werden. Man präparierte die Übergänge mit einem großen Stein an den Seiten und einem großen Stein in die Mitte, so machte das Überqueren kein Problem. Aber was für eine Arbeit alle diese Stellen herzurichten. Es roch nach Ziegen, später erfuhr ich, das es Verwilderte sind. Andere Wanderer hatten sie gesehen.

Bald kam ich an die Stelle wo Rob Roy´s Höhle gewesen sein soll. Vorher hörte ich noch aus einem Lautsprecher von einem vorbeifahrendem Gastschiff einiges von Rob Roy, allerdings nur bruchstückhaft. Ich legte meinen Rucksack ab und kletterte in die vermutete Richtung, landete allerdings am Seeufer und nicht an der Höhle. Dann sah ich an einem Felsen weiter oben die große Schrift “ Cave“ . Da die Felsen ziemlich glitschig waren beendete ich meine Klettertour und machte mich wieder auf den Weg. Mein Poncho stellte sich als Ärgernis dar.  Dauernd gingen die Druckknöpfe auf und über den Rucksack bekam ich ihn auch nicht. Und so wurde ich doch noch nass. Kurz darauf stolperte ich und ein heftiger Stich fuhr mir ins linke Knie. Der Schmerz ließ dann nach und ich konnte weiterlaufen. Ein Wanderer überholte mich und er hatte keine Regensachen dabei und war bis auf die Haut nass, es schien ihm aber nichts auszumachen.

Einige umgestürzte Eichen waren in den See gefallen.

In einer großen Bucht fing es richtig zu regnen an und ein junges Wanderpaar kam mir entgegen, sie waren auch nicht gut geschützt. Über einen Hügel und dann eine schöne Aussicht auf das Ende des Loch Lomond. Die Sicht war natürlich vom Regen getrübt. Auf dem weiten abfallenden Gelände standen 3 Hütten. Eine davon ist die Doune Schutzhütte, hier können Wanderer auch übernachten ohne jeden Komfort. Ich wollte dort eine Rast machen und ein wenig Schutz vor dem Regen suchen. Die Hütte war belegt mit einer Schulklasse und ein Feuer brannte im Kamin, Die Lehrerin hieß mich einzutreten. Es war schön warm in der Hütte und es machte mir Spaß den Schülern zu zuhören. Nach einer halben Stunde verließen sie die Hütte und ich legte noch einmal Holz nach. Nach meiner Vesper, ich hatte mir ein Lunchpaket im Inversnaid Bunkhouse gekauft, fing ich an die Druckknöpfe vom Poncho zu zunähen und hoffte nun, dass es nun besser läuft mit dem Poncho.

Ich wollte gerade die Hütte wieder verlassen da tauchten Petra und Stefan auf, die ja eigentlich nicht wandern wollten heute. Wir liefen nun zusammen weiter. Sie wollten bis zur Beinglas Farm laufen, um dann mit einem Taxi oder Bus zurück zufahren. Ich konnte mir das nicht vorstellen, dass ein Taxi in einem 4 Häuser Dorf zur Verfügung stand. Es war jedenfalls nett Gesellschaft zu haben. Am Ende vom Loch Lomond ging es steil über einen Pass und ich hatte Mühe das Tempo zu halten, mein Knie fing an zu schmerzen. Der Schmale Pfad führte eine Weile am Hang entlang und dann sah man unten im Glenn Falloch Tal die Beinglass Farm.

Da das Wetter nass und sehr stürmisch war,  entschloss ich mich hier zu übernachten und zwar im Bunkhouse. Wir gingen in das Restaurant und tranken erst einmal ein Tee. Petra und Stefan versuchten nun ihre Rückfahrt zu organisieren was nicht gelang. Kein Taxi, auch die Fähre vom Westufer war nicht erreichbar und eine Abholung vom Bunkhouse war auch nicht möglich. Sie mussten zu Fuß zurück nach Inversnaid, 11 Km. Petra und Stefan stärkten sich noch und bekamen 2 Taschenlampen geliehen. Es war schon nach 17 Uhr und ich wünschte ihnen noch ein „ seid bloß vorsichtig“

Hier sind die Erlebnisse von Petra und Stefan zu sehen:

 

 http://www.psjt.org/whw/2012-09-11f.html

 

Ich quartierte mich danach erst einmal in einem Holzhaus ein. Es hatte 4 Betten und 2 waren schon belegt von 2 netten jungen Brüdern aus Schottland. Sie wollten den West Highland Way in 6 Tagen laufen. Nach einer halbheissen Dusche machte ich es mir im Restaurant gemütlich. Ich bestellte mir Süßwasser Lachs aus dem Loch Lomond, er schmeckte sehr gut, war nur ein bisschen klein,  das Stück. Dazu Chips und Gemüse. Das Restaurant lebt wohl hauptsächlich von den Wanderern.

Es war vergnüglich die ankommenden Wanderer zu sehen. Man konnte an ihrem Humpeln und Bewegungen sehen wie weit sie heute gelaufen waren. So muss ich auch ausgesehen haben.

Als ich über das Gelände zurück ging zu meinem Häuschen regnete es heftig und ein Sturm fegte durch die Bäume, ich war froh nicht im Zelt schlafen zu müssen. Die Abenteuer, die Bill Bryson auf dem Appalachian Trail zu bestehen hatte, waren um ein vieles heftiger als hier im sicheren Schottland.

Z.B. Bill Bryson war mit einem Freund auf dem Trail und sie hatten viel zu viel eingepackt, sein Freund hatte, weil es ihm zu schwer war, einfach einen großen Teil weggeschmissen ohne darauf zu achten was wichtig ist. Sie waren sie weit ab vom nächsten Ort und hatten nichts richtiges zu essen mehr.

Als mir das Buch aus der Hand fiel, war es Zeit zum Schlafen.