05.09.12

 

Auchtertyre Farm nach Bridge of Orchy      6.Tag, 16 Km

 

Nach einer erholsamen Nacht in meinem Crazy Horse Wigwam und einem ordentlichem Frühstück zusammen mit den Buchfinken. Ich war entschlossen nach Tyndrum zu laufen (4 Km) und dort mit dem nächsten Bus nach Fort William zu fahren. Kein schöner Gedanke die Wanderung abzubrechen.

Ich trank noch einen Tee in der „Trading Post“, der Besitzer liebt wohl den Wilden Westen. Das Wetter war trüb als ich ging. Und meine Gedanken auch. Ein Stück dem River Fillan gefolgt, der nun aus dem Westen kommt und auch einen anderen Namen hat, River Connish. Der WHW führt nun nördlich nach Tyndrum durch niedrigen Wald. Das Wetter wurde besser und die Sonne ließ sich mal sehen. Mein Knie schmerzte auf einmal weniger und meine Laune wurde besser. Nach dem Wald kam eine freie Fläche mit Heidekraut und einem kleinen See. Ein in Stein gemeißeltes Schwert war am Pfad zu sehen. Erinnerung an das „Lost Sword“, dabei hatten es die Krieger ( Robert de Bruce) hier in den See geschmissen auf der Flucht vor ihren Verfolgern, da ich mich nicht in die schottische Politik einmischen will, empfehle ich diverse Internetseiten aufzusuchen. Ich behielt meinen Wanderstock, ich war ja auch nicht auf der Flucht.

Kurz vor Tyndrum las ich auf einer Tafel, das hier früher Blei abgebaut wurde. Es gibt jetzt noch sichtbare Stellen wo nichts mehr wächst weil der Boden verseucht ist. Kurz danach kommt man zu einem Bach und auf der anderen Seite liegt der Campingplatz von Tyndrum. Er ist groß und macht einen guten Eindruck.

Am Bach schürfte ein Vater mit seinem Sohn nach Gold im Bach. Ich fragte nach dem größten Goldklumpen und sie zeigten mir etwas mikroskopisch kleines Glitzerndes. Ich sagten ihnen, dass sie es Niemanden verraten sollten und ich würde auch Stillschweigen bewahren.

Tyndrum hat 2 Bahnhöfe, Upper and Lower. In Lower Tyndrum wollte ich einkaufen, das B&B hatte aber geschlossen. So ging ich zur Hauptstraße wo auch die Bushaltestelle ist. Ich wollte nun doch weiter wandern. Jedenfalls bis Bridge of Orchy. Mein Knie schmerzte noch aber ich wollte es vorsichtig angehen. Ich besuchte zuerst das Informationscenter und deckte mich mit Briefmarken ein, endlich verkaufte jemand welche. Auf der anderen Seite der Hauptstraße kann man gut einkaufen, auch als Wanderer, außerdem gibt es noch einen Outdoorshop und Restaurants. Es war viel Betrieb in Restaurants und Laden.

Da ich nicht auf die Wanderkarte schaute lief ich auf dem WHW zurück, ich dachte er folgte weiter dem Tal. Als ich wieder in Lower Tyndrum war, kehrte ich um und ärgerte mich ein bisschen, über mich.

Also zurück über die Hauptstraße und den Farmweg hinauf, vielleicht war dies auch der alte Militärweg von Mitte des 18. Jahrhunderts? Bevor es am Beinn Odhar vorbei ging machte ich eine Rast mit ein paar Sonnenstrahlen und packte mein Ei-mit-viel-Zwiebeln-Sandwich aus. Er schmeckte lecker. Die Aussicht war gut hinunter nach Tyndrum und Richtung Bridge of Orchy schaute der Beinn Dorain herüber.

Das ältere Ehepaar von der Beinglass Farm kam vorbei, sie kamen aus Australien um den WHW zu laufen. Sie machten mir Mut und sagten „ today, it is an easy way“. Ich hatte sie eine Weile in Sicht, doch nach einigen malen Fotos Schiessen, waren sie entschwunden. Der Weg hinüber in das Tal des Allt Kinglass wurde schmaler, der Beinn Dorain lag in den Wolken. Sonnenschein und kalte Windböen wechselten sich ab. Ich machte 3 Frauen Platz die mir entgegen kamen, eine sagte zu mir „Ladies first“ „of course“

danach ging es steil hinunter zur Eisenbahn. Ein junges deutsches Paar kam den Pfad mit schwerem Gepäck hochgeschnaubt. Ich musste vorsichtig absteigen und war dann endlich wieder auf dem breiteren Weg hinunter ins Tal. Unten an der alten Brücke standen Schafe in einer Reihe und schauten mich an, als ich sie fotografieren wollte drehten sich alle gleichzeitig um, in dem Moment, als den Auslöser drückte. Nun habe ich ihre Hinterteile auf dem Bild.

Im hinteren Teil des Tales ratterte ein Zug über eine Brücke. Die Gleise machen hier einen großen Bogen durchs Tal.

Die alte Brücke über den Bach ist von 1750 und gehört zur Militärstraße die in die Highlands führt bis nach Fort William.

Mein Wanderführer von Hartmut Engel „Outdoor, der Weg ist das Ziel“ rät mir auf den Beinn Dorain zu laufen. Ich wollte das aber absolut nicht tun und ein schlechtes Gewissen hatte ich deshalb auch nicht. Abgesehen davon, dass ich nicht auf alle Berge laufen will ist es ein sehr guter Wanderführer mit vielen nützlichen Informationen. Und, dass ich am Sonntag bei der Ankunft in Glasgow nicht nach Milngavie fahren konnte, von der Queensstreet sondern zurücklaufen musste zur Central Station, ist ja nicht seine Schuld.

Ein Ehepaar aus Schottland überholte mich, sie liefen den WHW in Etappen und sie wollten von Bridge of Orchy zurück nach Glasgow fahren. Es war nun nicht mehr weit und die Bahnstation tauchte auf. Am Zaun fand ich den Hinweis „West Highland Way Sleepers“. Hier wollte ich übernachten, Tip aus dem Wanderführer. Das die Räumlichkeiten im kleinen Bahnhofsgebäude sind zwischen den Schienen hatte ich mir so nicht vorgestellt. Die Tür war abgeschlossen, es war 15 Uhr, ich rief die angeschriebene Telefonnr. an und Steven kam sofort, ich musste nur noch einen Augenblick warten, dann durfte ich eintreten. Ich konnte mir Tee kochen und der Eisenofen wurde angezündet. Dieser Aufenthaltsraum ist sehr gemütlich und überall stehen Bücher über Schottland herum. Ich nutzte die Gelegenheit endlich meine Postkarten zu schreiben. Ich bestellte auch ein Abendessen und ein Frühstück für den nächsten Morgen.

Ich entschied ein weiteres Mal ab Morgen mit dem Bus weiterzufahren und die Wanderung abzubrechen.

Dave aus London, der 15 malige WHW Wanderer, kam auch noch, es kamen heute aber keinen weiteren Wanderer mehr. Draußen sah ich dann Petra und Stephan wieder, ich wollte natürlich wissen wie es ihnen ergangen ist als sie zurücklaufen mussten nach Inversnaid. Sie fuhren nun zurück nach Tyndrum. Sie haben ihren eigenen Stil den WHW zu erkunden. Sie laufen mal mit oder ohne Gepäck, trampen ein Stück oder fahren mit dem Bus und laufen auch mal entgegengesetzt. Es war nett sie wiederzusehen.

Dave hatte vor nun von hier aus in 2 Etappen nach Fort Willams zu laufen. Die Etappe nach Kingshouse Hotel ist 18 Km lang. Doch dann nach Fort Williams sind es mindestens 30 Km. Das wird ein hartes Stück Arbeit.

Im Schlafraum stehen 2 x 3 Betten übereinander. Wenn der Raum voll belegt ist wird es wohl ein bisschen eng, aber zu zweit ist es ok. Nebenan sind gleich Toilette und Duschraum, was ich sehr angenehm fand.

Dave und ich wurden sehr gut bedient zum Abendessen. Es gab als Vorspeise. Makrelencreme mit Toast. War überrascht wie gut es schmeckte. Die Hauptspeise war Lammbraten in Rotweinsoße und zum Nachtisch Käse oder Kuchen. Wir haben uns auch gut Unterhalten. Steven war in der DDR Berater bei der Brockenbahn im Harz. Da ich im Harz geboren wurde haben wir uns doch einiges zu erzählen gehabt. Ich habe die schlechten Kritiken im Internet gelesen über diese Unterkunft und ich hatte für meinen Aufenthalt wenig zu bemängeln.

Ich wanderte im Bett noch eine Weile mit Bill Brynson auf dem Appalachian Trail, bevor der Bär in der Nacht kam, schlief ich ein.

In der Nacht wachte ich öfters auf um zu grübeln, ob ich nun weiterwandern kann oder nicht. Ich beschloss dann meinen Rucksack auch zum Kingshouse Hotel transportieren zu lassen und ohne Gepäck zu wandern.