14.09.12

 

Von der Beinglass Farm zur Auchtertyre Farm       5.Tag, 16Km

 

Es war ein ungemütlicher Morgen auf der Beinglass Farm. Der Wind rauschte, desgleichen der Wasserfall und es regnete. Mein linkes Knie schmerzte und jeder Schritt tat mir weh. Ich bestellte mir erstmal ein ordentliches Frühstück. Haferbrei und schottisches Frühstück, ich wurde extra gefragt ob ich es haben wollte. Es sah genauso aus wie ein Englisches. Meine Frage, was der Unterschied sei, wurde nicht verstanden. Die Bedienungen waren nicht wirklich freundlich, mehr Business like.

Das universal UK Breakfast schmeckte naürlich gut. Am Nebentisch saß ein älterer drahtiger Mann, ich hatte ihn gestern hereinkommen sehen. Er stöhnte, ihm täte alles weh, gestern 31 Km am Loch Lomond gelaufen, ich tat mitfühlend, dachte aber bei mir „selber Schuld“ und heute sollte es wieder so weit gehen.

Der Campingplatz hatte für die, die Zelten eine geräumige Küche und von Waschmaschine bis Toaster ist alles vorhanden. Ein älteres Ehepaar grüßte freundlich. Ich sollte sie die nächsten Tage noch einmal wiedersehen.

Ich füllte meine Wasserflasche auf, das Wasser war seltsam trübe doch es schmeckte nicht schlecht. Die Beiden Brüder machten sich auch auf den Weg und wir verabschiedeten uns, sie waren wirklich nett.

Am Zeltplatz war ein Schild aufgehängt für die Camper mit ungefährem Inhalt: „ Wenn ihr euch nicht so verhaltet, wie wir es wollen, werdet ihr davon gejagt“

Hier ist der Gast König.

Ich marschierte los und ging gleich in die falsche Richtung zur Landstraße. Da ich dort keinen Wanderweg mehr sah ging ich zurück zur Farm. Dafür sah ich nun von hier aus den Wasserfall (Great Mares Tail Waterfall) über der Farm, ein schöner Anblick. Der WHW verläuft hier am rechten Talrand entlang im Glenn Falloch Tal.

Es war allgemeiner Aufbruch und so wanderten heute morgen einige vor und hinter mir. Die meisten hatten nur Tagesrucksäcke und waren so doch schneller. Es windete und regnete im Glenn Falloch. Wasser aus allen Ecken, von oben, Bäche von den Bergen, Wasserfälle im River. Ein Engländer (Dave) überholte mich, mir wurde erzählt, dass er schon zum 15. Mal den WHW läuft. Der drahtige Mann vom Frühstück überholte mich auch, einen jungen Mann im Schlepptau. Es wurde sehr ernst marschiert.

Ich hatte ziemliche Schmerzen im Knie und lief langsam, doch trotzdem gefiel mir der Abschnitt hier durch das Glenn Falloch. Ein Zug ratterte auf der anderen Bergseite auf halber Höhe Richtung Loch Lomond. Mit diesem Zug wollte ich auch zurück nach Glasgow fahren von Fort William aus. Nach einem Cottage und einer Brücke über den River Falloch tauchte der zu kleine Tunnel unter der Bahn auf. Ich hatte richtige Probleme durch zu kommen. Ich konnte mein Knie nicht beugen und blieb immer wieder stecken, nur gut, dass es keiner gesehen hatte. Nach dem Tunnel machte ich eine Trinkpause und die Sonne schien plötzlich. 2 Mountainbiker krochen ebenfalls durch den Tunnel, wir unterhielten uns, die Beiden wollten heute noch bis zum Kinghousehotel fahren. Das konnte ich mir nicht vorstellen, dass sie es schaffen. Eigentlich ist es nicht erlaubt auf dem WHW Rad zu fahren. Da die Beiden nett waren habe ich sie fahren lassen.

Nach dem Tunnel ging es kurz steil hinauf und ich hatte einen schönen Blick in die Crianlarich Berge, Regenwolken, Regenbogen, blauer Himmel, für jeden war etwas dabei. Nun wechselten Regen und Sonnenschein andauernd. Der Farmweg war matschig und teilweise von Kühen verdreckt. Am Abzweig nach Crianlarich machte ich eine Rast am Waldrand, ich war froh den schweren Rucksack mal loszuwerden.

Von hier konnte ich den Wanderern zuschauen, wie sie sich zum Teil mit schwerem Gepäck rumquälten.

Der WHW führte von hier weiter den Berg hinauf. Ein herrlicher Blick erwartete mich. Unten im Tal floss der River Fillan in weiten Schleifen. Ich wanderte nun immer durch Tannenwald auf einem Höhenrücken, am Wegesrand wuchs Erica. Die Überquerung dieses Rückens war länger als ich dachte, ich konnte kaum noch laufen. Vor allem hinunter in das Glenn Fillan war sehr unangenehm und ich kam kaum noch voran. Endlich am Fluss angekommen wußte ich nun war es nicht mehr weit zur Auchtertyre Farm. Glenn Fillan ist ein schönes breites Tal eingerahmt von den Bergen. Die Schafe weideten friedlich und einen Augenblick kam auch die Sonne wieder hervor. Immer wieder hatte ich Regenbogen über dem Tal gesehen.

An der Kirkton Farm steht eine alte Ruine von einem Kloster. Erinnerung an St. Fillan, der Heilige dieser Gegend. Ein Friedhofshügel mit alten Gräbern und ein weiterer Friedhof im Gelände waren noch zu sehen. Der letzte Kilometer war ein anlaufen gegen den starken Wind und mit tränenden Augen (vom Wind) war ich endlich am Ziel.

Für mich stand nun fest, ich musste die Wanderung abbrechen und wollte dann am nächsten Tag mit dem Bus von Tyndrum nach Fort William fahren. ich hatte von dort ein Bahnticket gekauft und so konnte ich vielleicht noch etwas von Schottland sehen. Ich quartierte mich in einen Holzwigwam ein „Crazy Horse“ stand über dem Eingang. Zum Zelten tat mir mein Knie zu weh, da das Zelt so niedrig war hätte ich dauernd das Knie belasten müssen. Ich gönnte mir den ganzen Wigwam für für 35 Pfund. Platz genug, um mich auszubreiten. Eine Feuerstelle war vor jeder Hütte und so konnte ich mir mit meinem kleinen Ofen eins meiner Outdoorfood Menüs zubereiten, Wasser kochen für Kaffee und Wasser um in die Tüte zu gießen. 10 Minuten quellen lassen und fertig war Pasta mit Beef und Soße. Geschmack erträglich, den Buchfinken musste ich Brotkrümeln geben, sie kamen bis zum Teller.

Die Farm hat eine schöne Küche für die Camper und im Laden (Reception) kann man allerlei exotische Dinge einkaufen und auch normale Lebensmittel.

Die beiden jungen Frauen aus Kanada habe ich auch wieder gesehen. Sie haben am anderen Ende des Geländes eine Hütte gemietet.

Es waren noch ein paar warme Sonnenstrahlen, die ich genoss, draußen zu sitzen, Kaffee zu trinken und weiter zu lesen in „ A walk in the Woods“.

In der Nachbarhütte hatte sich ein junges Paar einquartiert, sie entfachten ein Feuer,  was noch lange bis in die Nacht brannte.