10.09.12

 

Von Milngavie zur  Easter Drumquhassle Farm      1. Tag

 

In der Nacht hatte es stark geregnet.
Mein einwandiges  (Light)Zelt hat gehalten, nur wenn der Wind am Zelt
rüttelte, tropfte es ein bisschen. Es wurde aber nichts feucht und
gut geschlafen hatte ich auch, mal abgesehen von den Flugzeugen, Der
Platz liegt direkt unter der Einflugschneise des Glasgower
Flughafens.  Der Morgen war frisch und kühl und es sah nach weiterem
Regen aus. Das Zelt war so nass, dass ich es mit einem Tuch abwischte
bevor ich dann frühstückte. Irgendwie habe ich im Kopf, dass man
das nicht machen soll, es hat aber nicht geschadet. Beim Frühstück
unterhielt ich mich mit der netten jungen Frau die gestern als letzte
gekommen war. Wir unterhielten uns in Englisch und nach 10 Minuten
wurde uns klar, das wir Beide aus Deutschland waren. Nach dem
Frühstück packte ich und die beiden jungen Frauen  auch  und wir
waren zur gleichen Zeit  fertig, ich fasste noch Wasser und lief dann
den gestrigen Weg zurück nach Milngavie. Ich wollte natürlich vom
Anfang starten außerdem musste ich noch etwas zum Essen kaufen. Ich
wollte so wenig wie möglich Nahrung tragen und hatte mir eine Liste
gemacht wo ich in den nächsten Tagen einkaufen kann. Ich kaufte mir
ein festeres Brot mit Walnüssen, 2 Äpfel, Käse und ein bisschen
Schinken. Ich hatte in meinem Rucksack 3 komplette Essen,
Outdoorfood, wie soll ich das übersetzen? „Vor der Tür
Trockenessen“ oder Draußenmahlzeit“. Werde noch einmal darüber
nachdenken. Die Mahlzeiten hatte ich dabei  für den Fall nicht
einkaufen zu können.

Am Startpunkt wurde ich angesprochen
von einem jungen Mann, ich sollte in das Informationscenter gehen und
mich in ein Buch eintragen. Habe ich gemacht. Das Info-Center ist
mehr ein Souvenirladen und für Wanderbedarf .

Zurück zum Startpunkt, dort traf ich
die Midland Hikerin. Sie machte ein Foto von mir und ich auch eins
von ihr, leider haben wir es versäumt Adressen zu tauschen, so wird
sie es wohl nie sehen.

Es waren viele Wanderer am Startpunkt,
nun war mir auch klar warum ich kein Zimmer mehr bekommen hatte. Nun
brauchte ich keins mehr und lief los. Der Himmel grau und alles war
nass, Pfützen überall und zum Teil aufgeweichte Wege. Es ging an
einem Bach entlang, Allander Water. Viele Hundebesitzer führten ihre
Lieblinge aus, ob das alles Schotten sind? Der Weg ist gut
beschildert und später kann man sich an Holzpfählen mit dem Zeichen
einer Distel orientieren.

Nach der ersten kurzen aber heftigen
Steigung führt der Weg durch den Mugdock Wood. Der Wald war
vollgesogen mit Wasser und vielen sumpfigen Stellen. Am Wegesrand
blühten orangen farbige Blumen, sie sahen aus wie ausgewilderte
Gartenpflanzen, eine Art von Lilien. In einem Fichtenwäldchen brach
ich mir trockene Zweige ab und verstaute sie in einem Beutel,
Brennmaterial für meinen kleinen Kocher. Ich sah die deutsche
Wanderin vom Campingplatz vorbeigehen, da ich ihren Namen nicht weiß
nenne ich sie von nun an Susanne. Ich wanderte weiter und ein kleiner
See tauchte auf, hier holte ich auch Susanne ein.  Die ersten kahlen
Hügel tauchten auf. Am linken Wegesrand war ein historischer
Rastplatz von Wanderarbeitern, die aus den Highlands kamen. Susanne
hat einen schwereren Rucksack als ich und wollte neben dem West
Highland Way auch noch Abstecher auf einige hohe Berge machen, weiter
oben in den Highlands.  Es wuchs am Wegesrand und im Wald viel hohes
Farnkraut, Birken , Eichen und viele Eschen waren zu sehen. Außerdem
Vogelbeeren mit roten Früchten, Rowen Tree. Nach einer Weile mussten
wir ein Stück an einer Straße entlang und bogen nördlich ab, um
dann über  eine Weide zu gehen. Am Ende der Weide bot sich ein
herrlicher Blick auf das Tal von Strath Blane. Wir machten eine
kleine Trinkpause, da mir kalt wurde wanderte ich weiter, Susanne
blieb noch. Wir Beide wollten eigentlich alleine wandern, trotzdem
war es angenehm für eine Weile Unterhaltung zu haben. Sie war den
WHW schon einmal gelaufen und erzählte mir von den besten
Campingplätzen, Bunkhouses  etc. Ich konnte mir das alles natürlich
nicht merken.

Es ging nun hinunter ins Tal und die
Landschaft öffnete sich, Berge tauchten am Horizont auf, ein erster
Blick zu den Highlands. Unten im Tal angekommen musste ich gleich
wieder einen Hügel hinauf an einer Farm vorbei. Wieder hinunter,
über einen Bach, hier lagerten 3 junge Wanderer, die mich vorher mit
hohem Tempo überholt hatten. Nach der Brücke ging es immer an einer
alten Bahntrasse entlang, die nicht mehr im Betrieb ist. Rechter Hand
tauchte die  Glengoyne Distillery auf. Zwei deutsche Ehepaare, die
mich während der Pause überholt hatten, bogen ab zur Whiskyprobe,
sie waren zünftig mit Cowboyhüten unterwegs.

Drei junge hübsche Frauen wollten ein
Foto von sich haben, machte ich natürlich gerne, mit Hintergrund der
Whisky Distillery.

Nun folgte der Beech Tree Inn und hier
wollte ich Mittag essen. Es regnete nicht und sogar die Sonne kam
heraus. Also hängte ich mein nasses Zelt über einen Zaun zum
Trocknen. In dem Moment kam die Midland Hikerin heraus, sie hatte
einen Tee getrunken und wollte nun weiter wandern. Kaum war sie
weiter fing es  zu regnen an und ich musste schnell mein Zelt wieder
einpacken. Der Beech Tree Inn hat Tische draußen unter einem Dach
und ich bestellte mir einen Tee und Chicken Haggis zum Essen. Susanne
kam nun auch und ich lud sie zu einem Tee ein, essen wollte sie
nicht, da sie eine Menge Verpflegung im Rucksack hatte. Das Chicken
Haggis hat gut geschmeckt nur richtig zuordnen konnte ich was auf dem
Teller war nicht. Es schmeckte gut aber nicht richtig nach Huhn.

Nach der Pause war es regnerisch und
wir machten uns regenfest, wobei ich Hilfe benötigte. Ich bekam den
Poncho nicht alleine über den großen Rucksack. Susanne hat sehr
viel Geduld mit mir.

Der Wanderweg verläuft nun ein Stück
parallel zur Straße. Nach der Kreuzung bei Killearn stand unter
einem dichten Baum ein Tisch mit Kaffee, Obst und Kuchen, Wanderer
können sich hier erfrischen. Es wurde gerade heißes Wasser gebracht
von einer  Frau, die in der Nähe eine Farm bewirtschaftet. Sie
erzählte uns, dass ihre Tochter, 17 Jahre alt,  diesen Tisch
eingerichtet hat und auch betreut. Die Frau erzählte noch, dass die
Wanderer sehr ehrlich wären und meistens mehr Geld in der Kasse ist
als es notwendig gewesen wäre. Es war eine nette Unterhaltung.  Ein
Stück weiter war ein Hinweisschild zu einem Campingplatz auf der
Wishingwell Farm bei Gartness. Hätte ich die Internetseite vorher
gesehen wäre ich dorthin  zum Übernachten gegangen.

http://thewishingwellfarmhouse.co.uk/

In meinem Reiseführer war die Farm nur
als Coffeeshop beschrieben. Mir war  unklar wo ich hätte langlaufen
müssen. Nun weiß ich es. Die Farm liegt nur ein paar Meter entfernt
auf der anderen Straßenseite. Man sieht die Farm nicht weil die
Straße erhöht vorbei führt und der Wanderweg in die westliche
Richtung verläuft. Ich schreibe hier darüber weil die Easter
Drumquhassle Farm ungepflegt ist. Der Rasen war nicht gemäht und die
Sanitäreinrichtungen waren schmutzig. Es ist zwar in der Scheune
Platz zum Sitzen aber bei schlechtem Wetter reichen die
Sitzgelegenheiten nicht aus. Es ist von den Campingplätzen die ich
gesehen habe mit Abstand der ungepflegteste.

 

Zur Drumquhassle Farm ist es nun nicht
mehr weit. Erst die Brücke über das Blane Water überqueren und
dann vorbei an alten Reihenhäusern von Gartness. Im Fluss sollen  im
Herbst viel Lachse aufwärts schwimmen. Nach Gartness führt die
Straße noch einen Hügel hinauf und Susanne meinte „ sie habe das
Stück des Weges kürzer in Erinnerung“ aber wir erreichten den
Campingplatz dann doch. Wir waren gute 20 Km gelaufen und das am
ersten Tag und ich war froh für heute Feierabend zu haben. Ich
hängte mein Zelt zum trocknen in der Scheune auf da es auch
angefangen hatte zu regnen, es war aber nur ein Schauer. Ich nahm
erst mal eine Dusche, vorher musste ich die Dusche noch saubermachen.
Auf der Wiese stehen noch ein paar Holzhütten zum Schlafen, sie
waren alle belegt. Ein Vater wanderte den WHW mit seinem Sohn, die
Beiden aus Deutschland wollten den ganzen Weg laufen und hatten
Quartiere im Voraus gebucht. Weiterhin zwei junge Frauen aus Kanada.
3 junge Männer, Studenten schliefen in der etwas größeren Hütte.
Es kam noch ein Ehepaar, sie hatten aber ihr Zelt dabei.

Ich baute mein Zelt unter Bäumen auf,
dachte es bietet mehr Schutz.

Midland Hikerin war auch da, sie wollte duschen, doch die Damendusche war belegt.

 Ich hatte die Herrendusche sauber gemacht und konnte sie überreden dort zu duschen, zumal die
Tür zum Abschließen war. Ich kroch früh in mein Zelt um weiter über die Gefahren des Appalachian Trails zu erfahren, Seite über Seite Gefahren. Von der Klapperschlange bis zu den Schwarzbären.

In der Nacht klarte es auf und ein wunderbarer Sternhimmel war zu sehen.