GUI GUI Wanderung zum Strand

 

14.03.08 ( mit Lothar )

Abfahrt 7:30 Uhr

Reine Wanderzeit: 6 Stunden

 

Wir fuhren mit dem Auto nach Tarsatico (den Namen betone ich immer noch falsch und ich muss mich konzentrieren ihn richtig auszusprechen). Als wir in das Tal von Tarsatico einbogen liefen 2 jüngere Männer mit Rucksäcken ins Tal, wir waren sicher, dass sie auch zum Strand wollten. Da sie nicht winkten fuhren wir weiter. Von dieser Stelle aus waren es noch 6 Km bis zum Einstieg des Wanderweges zum Strand Güi Güi. Das Tal von Tarsatico ist wildromantisch, eng und von bis zu 1000m hohen Bergen umgeben. Im oberen Teil des Tales durchfuhren wir den Weiler Casas Blancas. Weiter unten im Tal durchquerten wir den kleinen Ort Tarsatico. Hier endet die asphaltierte Strasse und führt nun weiter als Schotterpiste. Hier im Tal werden noch Tomaten angebaut und beidseitig des Weges sind abgedeckte Tomatenfelder.

Vom Ende des Ortes bis zum Einstieg ist noch knapp 1 Km zu fahren. Am rechten Wegesrand liegt ein großer Stein auf dem die Zahl 85 zu sehen ist. Kurz danach beginnt der schmale Wanderpfad, unübersehbar, flach beginnend und sogar markiert mit einem Pfahl und einem verwischten Schild. Von unten kann man die Höhe sehen, die überwunden werden muss. 547 m ist laut Literatur der Höhenunterschied. Es war noch nicht so heiß und erst 8:45 Uhr und so marschierten wir los. Der untere Teil des Weges war in einem erstaunlich guten Zustand und so ging es rasch aufwärts. Am Hang blühte die schöne Asterart (Asteriscus stenophyllus) Botonera. Diese Aster ist endemisch in Gran Canaria und ich habe sie bisher nur in der Nähe von Termisas, dort in großer Anzahl, gesehen. Sie blühen wirklich schön. Den tief herabfallenden Barranco de Aguas Sabinas mussten wir queren und nun ging es immerzu im Zickzack auf der westlichen Seite des Barrancos steil nach oben.

Die Hänge waren mit Wolfsmilchgewächsen und einem silbergrauen Busch “ Lena buena” bewachsen und immer wieder leuchtete die Aster auf. Der letzte Abschnitt war rutschig wegen des harten Untergrundes und dem feinem Geröll. Uns begleitete nun rechts eine elektr. Versorgungsleitung, die ebenfalls unseren Pass als Übergang nutzt. Wir erreichten die Passhöhe nach 1 Stunde und 15 Minuten. Die Belohnung war ein herrlicher Blick in den großen Talkessel des Strandes und auch der Blick zurück ist sehenswert. Der Strand wird eingerahmt von steil abfallenden, hohen Bergflanken, die bis zu 1000m hoch sind. Der Abstieg verläuft auf schmalen, erst nach Westen führendem, Pfad in die Tiefe. Hinter uns in den Bergen hörten wir seltsames Geschrei. Es waren Ziegen, die in der hohen Flanke kletterten. Waren das ausgerissene Ziegen?

Die Pflanzenwelt änderte sich schlagartig, zwar waren immer noch Wolfsmilchgewächse vorhanden aber nicht mehr so viel, auf dieser Seite war eine beachtliche Krautschicht vorhanden, ich habe mehrere Pflanzen gesehen, denen ich noch nie begegnet war. Auch eine andere, mir nicht bekannte Art Margaritten war zu sehen. Hier in diesem Kessel wächst die sehr seltene und vom Aussterben bedrohte Buschflockenblume( Cabezon de la Aldea), die nur hier im Gebiet von Güi Güi vorkommt. Wir haben mehrere davon am Wegesrand gesehen. Sie blüht leider erst im Juni - Juli.

Der Abstieg ist nicht schwer und man denkt dabei nicht an die Rückkehr. Die Aussicht ist urwüchsig. Steile Abstürze, Basalteinschlüsse und Höhlen die wie aufgeplatzte Blasen aussehen. Der Vulkanische Ursprung ist hier überall zu erkennen.

Auf dem Weg nach unten mussten wir durch einen laut summenden Bienenschwarm gehen. Die Abejas fliegen so schnell, dass man sie kaum erkennen kann, wir haben solche Bienenschwärme schon öfter gesehen auf unseren Wanderungen und gingen so ohne Furcht durch den Schwarm.

Bevor wir den Talgrund erreichten sahen wir mehrere Häuser die noch bewohnt sind. Ein Wasserschlauch kreuzte unseren Pfad und das Wasser lief in einen Wasserbehälter. Davor stand ein großer weißer Natternkopf und im Wasser schwammen Goldfische. Wir wurden bei der Besichtigung des Goldfisches von einem Canario beobachtet, wir grüßten und er grüßte freundlich zurück. Das könnte Senior Antonio gewesen sein, der hier wohnen soll. Vor dem ersten Haus stand ein großer gemauerter Backofen, ein kleiner zotteliger Hund bellte und ein paar Hühner pickten herum, wie und wovon leben die Leute hier? Der Hausbesitzer hat ein Hinweisschild mit der Aufschrift “Playa” aufgestellt damit die Wanderer nicht durch sein Haus laufen.

Im Talgrund ist der Weg durch das Schilf fast zugewachsen und ein paar Palmen zeigen an, dass wir immer noch in Gran Canaria sind. Hier im Talgrund nahe dem Strand stehen drei Häuser. Im Reiseführer steht, dass eine alte Bäuerin die Besucher des Strandes mit Wasser und Lebensmittel versorgte, ob sie noch da ist? Uns folgten nur 2 kleine süße Hunde die lautstark anzeigten, dass wir da sind, endlich mal Hunde vor denen man nichts zu befürchten hat. Am Letzten Haus hörten wir auch das Meer rauschen. Auf der linken Barrancoseite thront eine große Ruine auf der Höhe. Hier an dieser Stelle ist der Barranco nun tief und steile Felswände begrenzen den Blick auf den Strand. Der Strand lag nun vor uns und wir waren auf Anhieb begeistert. Er heißt Playa Güi Güi Grande. Ich hatte den Strand schon einmal vom Schiff aus gesehen und fand ihn nicht so toll, doch es ist etwas anderes wenn man hier läuft, umringt von den steilen Bergen und diese Atmosphäre spürt.

Es gibt eine Internetseite der Gran Canarischen Regierung in der alle Strände aufgelistet sind, es heißt beim Strand Güi Güi: der Strand ist 91 Kilometer vom nächsten Krankenhaus entfernt, gemeint ist ein Krankenhaus in Las Palmas.

Lothar hatte auf die Gezeitentabelle geschaut und festgestellt, dass wir zum Tiefpunkt der Ebbe angekommen waren. Und das ist gut, denn so konnten wir noch den großen Strand erreichen. Allerdings ist zwischen der ersten und der großen Bucht ein Felsvorsprung, der auch bei Ebbe noch im Wasser endet. Die zweite Bucht heißt Playa Güi Güi Chico, dabei ist diese Bucht viel größer als die erste Bucht Ich wurde von einer Welle getroffen und wurde nass. Wir mussten die Schuhe und Hose ausziehen, durch das Wasser waten und dann noch über eine 3m hohe Lavazunge klettern, um auf den großen Strand zu gelangen.

Was für ein herrlicher Ort.

Der Strand und die Umgebung wurden von einem korrupten Bürgermeister an einen Schweizer verkauft, die Empörung der Bevölkerung war groß und der Kauf musste Rückgängig gemacht werden. Nun ist es ein Naturschutzgebiet. Es gab vieles zu sehen, vom angeschwemmten, leeren Ölfass aus Italien, einer hohen Düne die sich am Felsen empor aufhäuft, ein große Mauer aus Basalt, eingeklemmt in den Felsen, die aussieht wie waagerecht aufgestapelt und bestimmt 100m hoch ist. Ich konnte Insekten, die aussehen wie Wespen, beobachten. Sie kamen aus Löchern im Sand geflogen. Ich sah Pflanzen die nur an der Küste wachsen,

Zygophyllum fontanesii (Uva del Mar d. h. Trauben des Meeres).

Mitten auf dem Strand stand ein Felsen aus schwarzem Lavagestein vom Wasser rund geschliffen. Man könnte meinen ein Bildhauer hat die Reliefe gehauen. Angeblich kann man nach dem Strand noch zu einem Barranco weiterlaufen. Von ihm aus soll noch ein Pfad nach La Aldea führen. Also beim nächsten Mal ist eine Übernachtung unumgänglich.

Wir gingen zurück zum kleinen Strand da auch das Wasser wieder am steigen war und machten eine verdiente Rast.

Nun kamen noch weitere Wanderer, wir waren an diesem Tag die ersten Ankömmlinge. Wir mussten natürlich das saubere klare Wasser des Meeres nutzen und nahmen ein Bad, herrlich, keine Steine im Wasser und das Wasser war so klar, das man den Grund sehen konnte.

Leider mussten wir nach 2 Stunden Aufenthalt wieder gehen. Wir zählten 1o Wanderer die an diesem Tag den Strand besuchten. An den Häusern verabschiedeten uns auch wieder die kleinen Hunde, meinen Keks wollten sie nicht haben. Die Sonne meinte es gut mit uns und vom Strand her wehte eine frische Brise hinter uns her. Als es dann aber richtig steil nach oben ging war von der Brise nichts mehr zu spüren. Der Talkessel ist überwältigend und wir werden ihn bestimmt wieder besuchen. Der Aufstieg ist anstrengend, gut 2 Stunden unablässig bergauf. Schweiß floss, Meine Schirmmütze tropfte wie eine Dachrinne. Lothar schien der Aufstieg nichts auszumachen, so hetzte ich hinter ihm her wobei ich mich lieber hingelegt hätte, um nie wieder aufzustehen. Während des Aufstieges kamen uns auch die Beiden Wanderer, die wir am frühen Morgen mit dem Auto überholten, entgegen. Sie waren ca. 6 Std. unterwegs, sie waren bestimmt noch in der Bar von Tasartico.

Tatsächlich haben wir den Aufstieg überlebt und auf der Passhöhe war die Anstrengung schon fast wieder vergessen. Wir stärkten uns mit Obst und sind dann locker und leicht den steilen Hang hinunter zum Auto gegangen. Wir sind nicht so gerutscht wie befürchteten, doch man muss immer sehr aufmerksam sein. Wir haben für die Strecke hin - und zurück ca. 6 Stunden reine Gehzeit benötigt.