Auf hoher See

 

 

 

30.10.06 (Kapitän Pepe, Toribio )

Abfahrt 8:30 Uhr

Reine Zeit auf See 5 Stunden

 

 

Heute Nacht hatte es geregnet und auch der Morgen war trüb, Wolkenverhangen.

Ich glaubte nicht, dass ein Ausflug auf See stattfinden würde, wie man sich täuschen kann.

Pepe und sein Vater, Toribio, machten gerade das Boot auf dem Anhänger klar und als ich Toribio begrüßte fuhr Pepe los und ich befürchtete schon, dass er mich nicht mitnehmen wollte aber er wendete nur und man merkte , er wollte los. Pepe sagte zwar “tranquillo” bleibe ruhig, doch wir, Toribio und ich, mussten sofort einsteigen und es ging los nach Puerto Mogan. Über Mogan Hafen leuchtete ein Regenbogen.

Ich hatte eine lange Hose an weil ich dachte Canarios haben auf See lange Hosen an und ich erklärte ihnen noch, dass sich eine kurze Hose im Rucksack befindet. Beim Boot zu Wasser lassen wurde meine Hose bis zu den Knien nass denn wir mussten durchs Wasser waten, um in das Boot zu kommen. Aber auch Toribios kurze Hose wurde nass und nun fing es auch zu regnen an. Nachdem der Außenbordmotor doch noch ansprang tuckerten wir los. Außer uns war niemand auf dem Wasser, ich verstand das dann schon, denn als wir hinter dem Schutz der Hafenmole hervorkamen dachte ich wir tauchen mit dem Boot, so hoch erschienen mir die Wellen.

Pepe machte sofort eine Angel, die am Ende mit einem kleinen Plastikfisch versehen war, klar. Wir zogen den Köder hinter uns her, wir fuhren in Richtung Puerto Rico, noch vor Taurito biss der erste Fisch an. Noch schien es so, dass das Wetter besser werden könnte, aber schon vor Playa del Cura holte uns der Wolkenbruch ein. Als ich endlich meine Jacke anhatte war ich schon nass bis auf die Haut. Pepe zog seine Jacke aus und gab sie seinem Vater. Er fuhr mit freiem Oberkörper weiter, er war nun in seinem Element. Der zweite Fisch biss an und Pepe trank eine Flasche Cerveza. Playa del Cura konnten wir noch erkennen doch dann zog ein Regenschleier auf und deckte die Insel mit einem dunklen Vorhang zu. Die Wellen waren für meine Vorstellungen ein bisschen zu hoch. Toribio und ich stürzten öfter in die Tiefe und er erklärte mir ganz sachlich ich soll mich festhalten. Irgendwie schaffte ich es mich zu stabilisieren. Auf Höhe vom Amadoresstrand fing Pepe den dritten Fisch. Unser Kapitän hatte ein Einsehen mit seinem Vater (papi) und er steuerte den Yachthafen von Puerto Rico an. Toribio kletterte von Bord und sah aus wie ein begossener Pudel. Mich fragte er noch ob ich mit ihm kommen wolle, warum ich an Bord geblieben bin kann mir keiner erklären. Ich war ebenfalls pudelnass, mir war ein klein wenig kalt und ein bisschen schlecht. Nun gut, der Kapitän trank sein nächstes Cerveza und schien zufrieden. Nun fuhren wir wieder hinaus aufs Meer und es wurde noch ungemütlicher. Seltsam wie sich das Meer in kurzen Abständen veränderte. Als wir losfuhren erlebten wir hohe und abgehackte Wellen, jetzt in dem Wolkenbruch veränderte sich die Oberfläche in eine hohe sanfte Dünung und das Boot glitt fast sanft dahin. Durch den Wolkenbruch und den dunklen Schleier erschien mir das Meer harmlos, so als ob wir in einem Filmstudio für einen Film übten. Das war aber nur ein kurzer Augenblick, denn von der Insel sah man nichts mehr, nur im Osten sah ich noch den Leuchtturm von Maspalomas. Das Meer wurde wieder rauer und Pepe steuerte auf eine Gruppe von Möwen zu, die in den schnellen eleganten Sturzflügen immer wieder die Meeresoberfläche berührten, auf der Höhe von Zementwerk Arquinequin. Wir befanden uns 2 Km vom Ufer entfernt. Langsam hatte scheinbar auch Pepe genug denn er nahm Kurs auf Mogan. Er fragte mich ob ich etwas essen wollte, ich wollte nicht, mir war schlecht und ich hielt mich mit beiden Händen fest, wie soll ich da essen. Wir fuhren doch nicht zurück, mein Kapitän fuhr nun kreuz und quer auf der Höhe von Arguineguin aber kein Fisch biss mehr an. Wir entfernten uns immer weiter vom Land und Pepe sagte mir, dass er nun nach Mogan fahren wolle da heute die Fische nicht anbeißen würden. Mir viel ein Stein vom Herzen. Doch plötzlich riss der Himmel auf die Sonne fing an zu scheinen und man konnte die ganze Insel wieder sehen. Was für ein herrlicher Blick. Nur der Tauro und der Inagua waren noch in Wolken gehüllt. Ich sah in den Barranco de Tauro, so weit draußen vom Meer aus sieht man wie hoch und steil man aufsteigen muss, um in die Berge zu gelangen. Pepe sah wohl meinen sehnsüchtigen Blicke in die Berge und fragte mich ob ich lieber auf See bin oder ob ich lieber wandere. Ich antwortete richtig ehrlich, dass ich wohl doch lieber wandere. Er fragte mich noch, ob ich wieder mitfahren würde. Klar würde ich wieder mitfahren aber nur wenn besseres Wetter ist. Bei diesem Gespräch erzählte mir Pepe, dass es in Gran Canaria nur 1 giftigen Pilz (Seta) gibt. Pilze wachsen im Forst von Pajonales und am Tamadaba Massiv, zwischen dem Tal von Agaete und Artenara.

 

Das Wetter war besser und an die Heimfahrt war nicht zu denken, Pepe fühlte sich wohl, man merkte es ihm an, das war sein Vergnügen, angeln, Cerveza trinken und ein Boot steuern.

Mir war immer noch schlecht und ich zitterte ein wenig, kalt war mir eigentlich nicht mehr und wir fuhren immer weiter hinaus aufs Meer. Mogan war nur noch ein kleiner weißer Punkt. Das Meer war vorher grau und nun leuchtete es in dunklem Blau und Grün. Die Fahrspur des Aussenbordmotores schäumte weiß. Solange Pepe fuhr fühlte ich mich besser aber nun wollte er Angeln und er stellte den Motor ab. Er gab mir auch eine Angel und machte seine Angel fertig, aber wie soll ich die Angel halten bei den hohen Wellen, ich musste mich doch festhalten. Eigentlich wollte ich gar nichts mehr machen sondern nur noch warten bis alles vorüber war. Irgendwie habe ich den Köder doch noch an den Haken bekommen und auch die Angelschnur ins Wasser. Ich sollte das Blei bis auf den Grund lassen “ al fondo”, das Meer ist hier 80 m tief. Bei Pepe biss ein Fisch an, es war ein Breca. Weitere Fische taten uns nicht den gefallen. An meiner Angel wurde noch nicht einmal am Köder gezupft. Pepe wechselte jetzt öfter den Platz. Er hat ein GPS mit Koordinaten gespeichert, also Plätze auf dem Meer wo er schon einmal gut gefischt hatte. Keiner biss mehr an. Ich tat es ihm nach, Angel rein, Angel raus aber kein Fisch wollte mich.

Pepe warf den Außenbordmotor an und fuhr zurück in Richtung Küste. Die Wellen waren noch einmal angewachsen und kamen aus südlicher Richtung. Pepe konnte nicht den direkten Weg auf Mogan zu einschlagen, er wäre sonst parallel zur Welle gefahren und jede höhere Well wäre ins Boot gestürzt. Er hielt auf Tasarte zu und ich musste mich noch mehr festhalten. Doch durch die Aufnahme von Fahrt war mir weniger schlecht und dem Pepe schmeckte wieder sein Cerveza. Ich weigerte mich weiterhin standhaft etwas zu mir zu nehmen. Ich hatte jetzt jedenfalls herrliche Blicke auf die Insel. Wir brauchten fast eine Stunde, um in Landnähe zu kommen. In der Bucht Perchel de Mogan lag der Katamaran aus Puerto Rico, der Touristen ausfährt, Pepe umrundete ihn und hielt Ausschau nach Chicas. Das Wasser war glasklar, eine schöne Bucht zum baden. Die letzte Seemeile bis in den Hafen von Mogan war noch einmal etwas zum Festhalten. Pepe musste direkt gegen die Wellen fahren und auf dem letzten Stück wurde ich wieder richtig nass, die Wellen waren ruppig. Die Einfahrt in den Hafen war ein Vergnügen, denn nun war ich erlöst. Das Boot aus dem Wasser zu holen war wegen einer Kurbel am Anhänger nicht so schwer, Anhänger sichern und ab ging es wieder nach Playa del Cura. Leider hatte sich Pepe bei der Einfahrt zum Grundstück, verursacht durch eine Flasche, einen Reifen aufgeschnitten. Eigentlich hätte ich ja noch helfen müssen, den Reifen zu wechseln aber ich wollte nur noch nach hause. Ich werde es wieder gut machen mit einem Pack Cerveza. Pepe gab mir noch alle Fische mit und diese landeten noch am gleichen Tag in der Pfanne. Sie waren vorzüglich und schmeckten uns hervorragend.

Die Ausbeute des Tages

 

 

1 Breca und 3 Lagarto

 

 

 

Die Fische müssen ausgenommen und abgeschuppt werden.

Der Lagarto hat schönes weißes, mild schmeckendes Fleisch.

Der Breca wird beim Braten schnell trocken.

 

 

 

La fueraborda Aussenbordmotor

La Cana Angel

La sedal Angelschnur

El anzuelo Angelhaken

El ancla Anker

Fondo del mar Meeresboden